Mutig, selbstbewusst und unverbesserlich optimistisch – unsere neue Chorleiterin Claudia Zormeier ist ein echtes Energiebündel. Voller musikalischer Pläne, voller unterschiedlicher Facetten, voller Lust und Leidenschaft für das Leben und die Menschen.
Wir haben genauer nachgefragt: Was verschlug die gebürtige Murnauerin nach Regensburg? Was hat Politik mit Musik zu tun? Und vor allem: Was reizt die erst 32-jährige, 1,58m kleine Chorleiterin an unserem 50-köpfigen und überwiegend älterem Heart Chor?
Liebe Claudi, du hast nach dem Abitur erst Politikwissenschaften und Geschichte an der LMU München studiert. Wie kamst du von dort zur Musik?
Eins vorweg: Politik und Musik sind meine beiden Leidenschaften. Ich kann weder ohne das eine noch ohne das andere. Aber aufgewachsen bin ich eigentlich mit der Musik. Ich singe schon seit dem Kindergarten, war Mitglied in Schul- und Kirchenchor, erhielt Gesangsunterricht und übernahm Solorollen in Schulkonzerten. Als Kind klimperte ich auch viel auf einem Keyboard bis meine Mutter mich fragte, ob ich nicht das Klavierspiel lernen möchte. Meine Eltern haben mich beim privaten Musizieren immer sehr unterstützt. Beruflich sollte ich dann aber doch „was Gescheites“ machen.
Und welche Berufswahl hast du dann getroffen?
Ich wollte politische Journalistin werden und zum Hörfunk gehen – zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich ein Widerspruch, denn die wenigsten Radiosender bringen heute noch politische und journalistische Beiträge. Aber die Arbeit mit der Stimme hat mich immer sehr fasziniert. Gleichzeitig haben wir in meiner Familie viel über politische Themen diskutiert, mein älterer Bruder hat ebenfalls Politikwissenschaften studiert. So hat sich dann der Wunsch zur Radiojournalistin herausgebildet.
War der berufliche Wechsel zur Musik dann ein harter Bruch für dich?
Nein, denn nach dem Bachelor hätte ich ja meinen Master angeschlossen, wenn das mit der Musik nichts geworden wäre. So hatte ich aber was in der Tasche um den musikalischen Weg „zu riskieren“. Schon während des Studiums belegte ich zwei Semester lang Kurse an der privaten Akademie „Deutsche POP“, die ich mir durch Jobs in der Gastronomie finanzierte. Nach dem Bachelor setzte ich dann alles auf eine Karte: Ich bereitete mich über private Gehör- und Rhythmikkurse ein ganzes Jahr lang für die Aufnahmeprüfungen am Regensburger Music College vor. Ich präsentierte dann einen eigenen Song am Klavier und einen englischen Jazzsong, um die Jury von meinen unterschiedlichen Facetten zu überzeugen. Und das hat geklappt!
Wie verlief dann deine musikalische Karriere?
Am Music College waren das erstmal drei sehr intensive Jahre! Wir haben viel gelernt, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich nebenbei noch für irgendetwas anderes Zeit hatte (lacht). Steffi Polster war meine Dozentin in Gesang und Chorleitung. Aber natürlich haben mich auch die musikalischen Erfahrungen vor und nach dem College geprägt. Vor allem mit meiner Band „Mayfly’s Memory“ bieten wir ein breites musikalisches Handwerk und machen viele Erfahrungen auf der Bühne und teilweise auch im Ausland: Wir wurden von Bekannten zweimal nach La Gomera, quasi der „Aussteigerinsel der Deutschen“, eingeladen. Und auch mit dem tschechischen Pilsen hatten wir schon enge Kooperationen. Zusätzlich unterrichte ich Gesang und Klavier, leite neben dem Heart Chor auch stellvertretend die Jazznuts und schreibe für Chöre mehrstimmige Arrangements von Popsongs. Und in diesem Schuljahr darf ich am Donau-Gymnasium Kelheim als Lehrerin für Musik und Sozialkunde aushelfen, wodurch ich nun wieder den Bogen zurück zu meinem Politikstudium spannen und beide Welten miteinander vereinen kann.
Was reizt dich an der Chorleitung unseres Heart Chor?
Ganz allgemein liebe ich den mehrstimmigen Gesang. Besonders finde ich Melodien für Alt, Tenor und Bass spannend – sie sollen nicht nur den Sopran begleiten, sondern eigene anspruchsvolle Stimmen erhalten. Es ist toll, wenn man durch jazzige und intuitive Stücke eine musikalische Resonanz erzeugt, die direkt ins Herz geht. Und das können wir mit dem Heart Chor definitiv erreichen. Der Chor ist groß, die Sängerinnen und Sänger sind sehr ehrgeizig und chorerfahren, sie haben eine schnelle Auffassungsgabe und sind sehr fleißig in der Vorbereitung zuhause. Das ist wirklich etwas Besonderes! Dass ich im Chor tatsächlich die Jüngste bin, spielt für mich keine Rolle. Meine Privatschüler sind zwischen 6 und 65 Jahren alt und ich komme mit allen gut klar. Ich bereite mich auf die Proben lange und gut genug vor, das habe ich immer schon so gehalten. Ansonsten versuche ich meine Kompetenz und Erfahrung mit Lockerheit und Freude an der Arbeit zu kombinieren und dem Chor damit ein gutes Feeling zu geben.
Was sind deine weiteren Ziele – beruflich und privat?
Privat möchte ich definitiv wieder öfter meine Heimat am schönen Staffelsee im oberbayerischen Voralpenland besuchen. Meine Oma ist 93 geworden und vor kurzem wurde ich auch Tante. Das Abstandhalten während der Lockdown-Zeit war da für mich schon hart. Privat möchte ich außerdem bald Saxophon lernen und wieder mehr meine Hobbies leben: Schwimmen, Achtsamkeit, Bücher lesen.
Beruflich habe ich ebenfalls viel vor: Mit meiner Band Mayfly’s Memory veröffentlichen wir demnächst unsere langersehnte EP (2021). Darüber hinaus möchte ich mich musikalisch weiterentwickeln und mit meiner Bandkollegin Luisa eigene Songs schreiben. Außerdem liebäugle ich mit politischer Satire und Politsongs. Ich verfolge ja die Tagespresse und das politische Geschehen nach wie vor und möchte das in Zukunft mit Musik verbinden. Für dieses Projekt werde ich nun durch die „Impulsförderung“ der Stadt Regensburg unterstützt. Darauf bin ich ganz stolz.
Und schließlich will ich mit meinen beiden Chören bald wieder Auftritte feiern! Wir proben beim Heart Chor gerade intensiv für das Bühnenprojekt im Mai 2022 Das wird dann alles auf meinem neuen Instagram-Account nachzuverfolgen sein. Denn ohne Social Media geht ja in der Musikbranche mittlerweile nichts mehr (lacht).
Danke Claudi, für das ausführliche und ehrliche Interview mit dir!
Danke euch, dass ich eure neue Chorleiterin sein darf!
Das Interview führte Corinna Huber, Alt 2